Fehlende Wertschätzung im Job

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Fehlende Wertschätzung im Job

Jeder zweite Arbeitnehmer klagt in Deutschland über fehlende Wertschätzung im Job. Dies führt zu nicht nur zu Frustration, sondern vor allem zu hohen Krankenständen. Ein weiterer negativer Aspekt ist die hohe Fluktuation in Unternehmen. 

Der Gehirnforscher Prof. Dr. Joachim Bauer erklärt, warum es für uns Menschen so wichtig ist Wertschätzung am Arbeitsplatz zu erfahren: „Nichts stimuliert uns so sehr wie der Wunsch, von anderen gesehen zu werden, die Aussicht auf soziale Anerkennung, das Erleben positiver Zuwendung und die Erfahrung von Liebe. Kern aller Motivation ist also aus neurobiologischer Sicht, zwischenmenschliche Anerkennung, Wertschätzung und Zuwendung zu finden oder zu geben.“

Was bedeutet wertschätzende Kommunikation?

Eine grundsätzliche positive Einstellung gegenüber anderen Menschen ist die Basis für wertschätzende Kommunikation. Einen Menschen so zu akzeptieren wie er ist – mit seinen Stärken und Schwächen. Aus dieser Einsicht, die weder mit einer gewünschten Leistung noch mit einem geforderten Verhalten zu tun hat, können Vertrauen, Respekt und Akzeptanz erwachsen.

Warum fehlende Wertschätzung im Job ein großes Problem darstellt

Mangelnde Empathie seitens der Führungskraft, starre Hierarchien, ständiger Termindruck, Konkurrenzdenken, Hektik oder auch Machtspiele können Gründe dafür sein. Auch die Einstellung des Chefs, dass Mitarbeiter für ihre Arbeit bezahlt würden und Wohlfühlatmosphäre ausschließlich für den Privatbereich reserviert sein sollte, ist grundlegend falsch. Frei nach dem Motto: Nicht geschimpft, ist Lob genug.

Dass was schief läuft in deutschen Unternehmen zeigt auch der aktuelle Fehlzeiten-Report 2020 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). „Fehlen Wertschätzung und Anerkennung sowie klare Leitlinien durch Führungskräfte, dann leiden die Beschäftigten“, sagt Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des WIdO. Und es hat sich gezeigt, das sich Ungerechtigkeit am Arbeitsplatz und mangelnde Anerkennung in psychischen Stress und auch Krankheit auswirkt. Während noch vor zehn Jahren die Rückenleiden bei den Fehlzeiten überwogen, sind es heute die psychischen Erkrankungen, so die Ergebnisse der Krankenkassen.

Schaut man auf die Zahlen im einzelnen findet man einen hohen positiven Zusammenhang zwischen negativem Fairnessempfinden und Abwesenheit: Die Gruppe der Arbeitnehmer, die ihre Führungskräfte als ungerecht empfand, wies im Durchschnitt 17,6 Fehltage auf und kam an 5,2 Tagen trotz Krankheit zur Arbeit (Präsentismus). Umgekehrt haben Mitarbeiter, die ihr Unternehmen als gerecht empfinden, weniger Abwesenheitstage (11,4 Abwesenheits- und 1,8 Präsentismustage).

Fehlende Wertschätzung im Job verhindert Mitarbeiterbindung

„Zusammengefasst kann man sagen: Je gerechter die Führungskraft empfunden wird, desto zufriedener sind die Befragten und desto höher ist auch ihre Bindung zum Unternehmen, was sich letztendlich auch in weniger psychosomatischen und in emotionalen Beschwerden sowie in den Fehltagen niederschlägt“, so Schröder.

Unternehmen, die ihre Mitarbeitenden als wertvolle Ressource sehen, begreifen wertschätzende Führung als Erfolgsfaktor. Die Suche nach neuem Personal ist aus Erfahrung deutlich teurer als das vorhandene Personal zu fördern. Wertschätzung drückt sich unter anderen durch Partizipation und gezielte Weiterbildung aus. Eine gute Unternehmenskultur gehört aus Sicht von Bewerbern zu den Topfaktoren, die einen Arbeitgeber attraktiv machen.

So kann wertschätzendes Miteinander gelingen

1. Zuhören

Zuhören bedeutet zunächst, sich auf den anderen einzulassen. Sich Zeit für ein Gespräch zu nehmen. Jemand nicht unnötig warten zu lassen. Bei wertschätzender Kommunikation schenkt man dem anderen ungeteilte Aufmerksamkeit. Ein echtes No-go beim Mitarbeitergespräch: Nebenbei in Unterlagen blättern, aufs Smartphone schauen oder Telefonate annehmen. Solch ein unangemessenes Verhalten signalisiert dem Gesprächspartner: „Du bist für mich nicht interessant genug – ich habe anderes, wichtigeres zu tun.“ 

2. Andere Meinung gelten lassen

Wichtigste Regel: Die Meinung des anderen zu respektieren, auch wenn einem diese nicht gefällt. Wer sein Gegenüber für unfähig, auf der falschen Seite stehend oder gar für unbelehrbar hält, riskiert den sofortigen Abbruch des Gesprächs. Ein Paradebeispiel für fehlende Wertschätzung im Job.

3. Nicht nur große Leistungen anerkennen

Öfter mal danke zu sagen, auch wenn beispielsweise der Auftrag für den Kunden gewohnt reibungslos über die Bühne gegangen ist. Gut funktionierendes Tagesgeschäft durch eingespielte Teams betrachten Chefs gerne als Selbstverständlichkeit. Kleine Gesten der Anerkennung spornen die Bereitschaft an auch bei hohen Anforderungen sehr gute Leistungen zu erbringen. Im Umkehrschluss nur Spitzenleistungen zu würdigen, senkt die Motivation der Mitarbeiter und deren Commitment mit dem Unternehmen. 

4. Vorbild sein

Nur wer selbst anderen gegenüber Respekt, Wohlwollen und Interesse zeigt, kann auch von seinem Gegenüber gleiches erwarten. Dies gilt sowohl für Vorgesetzte wie für Mitarbeiter. Das Sprichwort „Wie man in den Wald hineinruft, so hallt es zurück“, umschreibt, wie ein freundlicher und höflicher Umgang funktioniert.

Buchtipps zum Weiterlesen:

Beate Brüggemeier, Wertschätzende Kommunikation im Business: Wer sich öffnet, kommt weiter (Junfermann)

Monika Kraus-Wildegger, Feelgood Management: Mit Wertschätzung und Menschlichkeit erfolgreich in die Arbeitswelt von morgen (metropolitan)

Stephan Pfob / Janett Triskiel, Wertschätzung. Ein Praxisbuch. Für Führungskräfte und Mitarbeiter*innen (Vahlen)

Marshall B. Rosenberg / Ingrid Holler, Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens (Junfermann) 

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