Wir verbringen im Durchschnitt ein Drittel unserer Lebenszeit im Job. Anhaltender Frust am Arbeitsplatz führt unweigerlich zu Demotivation und Rückzug. Es gibt einige klare Signale, wann es besser ist zu gehen als zu bleiben.
Die Erwerbsarbeit spielt für die meisten Menschen die zentrale Rolle in ihrem Leben. Nicht wenige definieren ihren Wert als Person über ihre Arbeit. Aber was ist, wenn die Unzufriedenheit über die aktuelle Tätigkeit über das normale Maß hinaus zum Dauerzustand wird? Wenn man schon am Wochenende mit Magenschmerzen an die nächste Woche denkt wird es allerhöchste Zeit für eine berufliche Veränderung.
Anzeichen für einen Jobwechsel
- Überforderung durch zu hohen Arbeitsdruck
- Sinnhaftigkeit des eigenen Tuns
- Karriere ist ins Stocken geraten
- Unlösbare Konflikte mit dem Chef und den Kollegen
- Langeweile / Unterforderung
1. Überforderung durch zu hohen Arbeitsdruck
Die digitale Transformation und der Anspruch an Mitarbeiter ständig und überall erreichbar zu sein, hat zu einer Veränderung der Arbeit geführt. Computer, Tablet, Smartphone machen es möglich von jedem Ort der Welt zeitunabhängig zu arbeiten. Der Wandel der Arbeit ist jedoch nicht alleine für den Overflow verantwortlich. Es ist die Kombination aus spezifischen Voraussetzungen und individueller Belastbarkeit.
Zuviel Druck lähmt
In Deutschland fehlte im Jahr 2019 jeder 18. Arbeitsnehmer aufgrund einer psychischen Erkrankung. Wenn zu hoher Stress durch Überstunden, Personalmangel und wenig Mitsprachemöglichkeiten den Arbeitsalltag beherrschen, riskieren Mitarbeiter auf lange Sicht ihre Gesundheit. Weitere Folgen sind nachlassende Leistungsfähigkeit und weniger Commitment mit den Unternehmenszielen. Ein Teufelskreis.
Wie kann sich ein Arbeitnehmer schützen?
Abhilfe kann ein aktives Ansprechen von Missständen im Kollegenkreis und beim Vorgesetzten schaffen. Zu wenig Arbeitnehmer achten auf das eigene Wohlbefinden. Beispielsweise aus Angst vor einem Verlust des Arbeitsplatzes gehen sie über die eigenen Belastungsgrenzen hinaus. Vor einer endgültigen Entscheidung das Unternehmen zu verlassen, könnte eine ehrliche Analyse des eigenen (veränderbaren) Verhaltens stehen. Im Sinne von: Betreibe ich eigenverantwortliche Stressprävention, verfüge ich über ein gutes Selbstmanagement, gönne ich mir ausreichende Erholungsphasen und verschaffe ich mir durch mein Privatleben den erforderlichen Ausgleich? Sollten, trotz Eigeninitiative, Verbesserungen am aktuellen Arbeitsplatz nicht möglich sein ist eine berufliche Veränderung schon aus Gründen des Selbstschutzes unausweichlich.
2. Sinnhaftigkeit des eigenen Tuns
Es gibt Menschen für die spielt Geld die zentrale Rolle in ihrem Leben. Die Frage nach einer positiven Wirkung ihres Tuns stellt sich ihnen nicht. Status und Gehalt sind ihre Antriebsfedern im Leben wie im Beruf. Für viele andere jedoch stellt die Sinnhaftigkeit den eigentlichen Wert der Arbeit dar. Nach einer 2019 veröffentlichten XING-Studie gab ein Drittel der 36- bis 45-Jährigen in Deutschland, Österreich und der Schweiz an, mehr Wert auf den Sinn in ihrer Arbeit zu legen als auf das Entgelt. Jeder zweite war sogar bereit weniger zu verdienen, wenn die Tätigkeit sie mit Sinn erfüllt. Wer sich zur zweiten Gruppe zählt, wird garantiert nicht glücklich, wenn er über einen längeren Zeitraum an einem Job festhält, in dem er zwar gut verdient, der aber nicht den eigenen Werten entspricht.
3. Karriere ist ins Stocken geraten
Bisher hat mit der Karriereplanung ja alles bestens geklappt. Vom Berufseinstieg bis heute hat die Arbeit Spaß gemacht, das Gehalt ist erfreulich gestiegen und man ist an den Herausforderungen gewachsen. Aber seit einiger Zeit läuft es nicht mehr rund. Die Aufgaben sind immer die gleichen. Es ist ja nicht so, dass jeder Tag die ultimative Erfüllung bringen muss. Aber: Gefühlt zuviel Routine, wenig Abwechslung haben die Motivation sinken lassen.
Um wieder frischen Schwung in die Berufslaufbahn zu bringen, gilt es die eigenen Ziele auf den Prüfstand zu stellen.
Folgende Maßnahmen können Arbeitnehmer ergreifen:
- Proaktive Weiterbildung betreiben
- Karrierewünsche offen kommunizieren
- Netzwerke aufbauen und pflegen
- Den eigenen Marktwert testen
Proaktive Weiterbildung
Wenn sich seit geraumer Zeit weder der Aufgabenbereich, noch die Verantwortung ändert und sich auch sonst keine echten Perspektiven abzeichnen, liegt es womöglich daran, dass man fachlich nicht mehr auf dem neuesten Stand ist. Mit dem gesellschaftlichen Wandel und nicht zuletzt durch die digitale Transformation verändern sich die Anforderungen an jeden Einzelnen. Lebenslanges Lernen und ständige persönliche Weiterentwicklung sind wesentliche Kriterien für die erfolgreiche Teilnahme am Arbeitsmarkt der Zukunft.
Karrierewünsche offen kommunizieren
Entgegen so mancher Vorstellung, reicht es nicht aus nur gute Arbeit zu leisten und zu glauben, dass Erfolge schon für die eigene Person sprechen. Bescheidenheit ist zwar eine noble Haltung, aber um Vorgesetze auf die eigenen Kompetenzen aufmerksam zu machen, braucht es eine klare Kommunikation über die persönlich angestrebten Berufsziele. Eine gute Gelegenheit bietet sich bei Feedback- und Jahresgesprächen. Diese sollten nicht dem Zufall überlassen bleiben, sondern klug vorbereitet werden. Andere auf die eigene Leistung aufmerksam zu machen, ohne zu übertreiben, gehört übrigens zu einem souveränen Selbstmarketing. Ganz im Sinne von: Tue Gutes und rede darüber!
Gezieltes Networking betreiben
Es lohnt sich beizeiten, am besten schon während der Ausbildung, berufliche Kontakte aufzubauen und zu pflegen. Networking ist auch gerade dann besonders hilfreich, wenn eine berufliche Veränderung ansteht. Aktuelle Informationen aus einer Community schaffen Vorteile gegenüber möglichen Mitbewerbern. Häufig werden in Netzwerken offene Positionen bekannt gegeben und Empfehlungen ausgesprochen. Gut zu wissen, dass ein Drittel freier Stellen durch Empfehlungen und nicht durch offizielle Ausschreibungen neu besetzt werden.
Netzwerken ist ein strategisches Instrument, das Menschen während des gesamten aktiven Berufslebens aktiv einsetzen sollten. Netzwerke kann man sowohl offline als auch online knüpfen. Persönliche Kontakte ergeben sich erfahrungsgemäß auf Tagungen, Konferenzen, Karrieremessen, in Business Clubs und Branchenverbänden. Ebenso wichtig sind digitale Visitenkarten auf sozialen Netzwerken wie XING, LinkedIN, Meetups und anderen speziellen Portalen.
Den eigenen Marktwert testen
Für Zweifler und Unzufriedene kann ein Vergleich mit ähnlichen Positionen interessant sein, bevor man vorschnell die Kündigung einreicht. Mehr Geld sollte allerdings nicht der einzige Grund für einen Jobwechsel sein. Sind die Bewerbungsunterlagen aktuell, kann es losgehen mit einigen Testbewerbungen. Auf diese Weise kann man zunächst unverbindlich die eigenen Chancen abchecken. In manchen Fällen stellt man vielleicht ernüchtert fest, dass der derzeitige Arbeitsplatz doch nicht der schlechteste ist. Mit den gewonnenen Informationen kann man erneut das Gespräch mit dem Chef suchen.
4. Unlösbare Konflikte mit dem Chef und den Kollegen
Obwohl die Leistung stimmt, es ist immer noch nicht genug. Anerkennung seitens der Führungskraft bleibt aus. Klärende Gespräche finden nicht oder nur zwischen Tür und Angel statt. Die Beziehung zum Chef und auch zu den Kollegen birgt in fast allen Unternehmen ein großes Konfliktpotenzial. Die Probleme für dicke Luft im Büro sind vielfältig: Chefs, die ihren Mitarbeitern zu wenig zutrauen, ihnen kaum Mitsprache einräumen und keine Wertschätzung entgegenbringen. Nicht selten werden Arbeitsverhältnisse auch zusätzlich durch mangelnde Fehlerkultur und Misstrauen getrübt. Die Erwartungshaltung an ein funktionierendes Miteinander ist auf beiden Seiten riesig. Wenn die Bereitschaft zur Kommunikation trotz allem noch vorhanden ist, können Konflikte letztendlich doch noch einvernehmlich gelöst werden. Dauerhafte Streitigkeiten sowohl mit dem Chef wie auch im Team gehören zu den häufigsten Ursachen für einen Jobwechsel.
5. Langeweile im Job
In einer Umfrage von StepStone beklagten sich fast drei von vier Fachkräften (72 Prozent), dass ihre Chefs ihre Karriereplanung nicht ausreichend unterstützen. Ständig am Arbeitsplatz unterfordert zu sein ist genauso toxisch für Körper und Psyche wie eine Überforderung. Das sogenannte Bore-out macht auf die Dauer mürbe und untergräbt jegliche Motivation. Dazu kommt, dass Unterforderung zu großer Verunsicherung über die eigenen Kompetenzen führt. Was kann man noch, was traut man sich zu, kann man an anderer Stelle im Wettbewerb noch bestehen? In solchen Fällen hilft ein Sparringspartner, mit dem man vertrauensvoll die eigenen Berufsziele reflektieren kann. Aus den Gesprächen können sich neue Perspektiven und Klarheit über die nächsten beruflichen Schritte ergeben. Manchmal muss es nicht der große Wurf sein, es reicht schon der Wechsel in eine andere Abteilung. Durch die Unterbrechung von Routinen, eine neue Aufgabe und neue Kollegen kommt wieder Schwung in eingerostete Bahnen. Eine Alternative kann auch ein selbst gewähltes Sabbatical sein, das Kopf und Bauch wieder in Einklang bringt. Letzter Ausweg ist dann der Sprung aus dem ungeliebten Job in ein neues berufliches Arbeitsfeld.